Der Saturn-Mond Titan ist ein wichtiges Ziel der Cassini-Huygens
Mission. Direkt bei Ankunft im Saturn-System ist die Landesonde Huygens
zum Titan herabgeschwebt. Sie hat von dort eine Vielzahl von Messwerten und
viele Bilder zurück gefunkt. Andres als man vielleicht meinen mag, war damit
aber die Untersuchung des Titan aber noch lange nicht abgeschlossen. Muttersonde
Cassini untersucht Titan während geplanter 45 Vorbeiflüge. Dabei stehen
ihr verschiedenste Messinstrumente zur Verfügung. So werden z.B. Magnetfelder
gemessen und Bilder mit Radar erzeugt.
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Titan, von Cassini aus gesehen.
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Es stellt sich aber die Frage: Warum
der ganze Aufwand? Was ist an einem Mond "weit draußen" denn eigentlich so
interessant? Titan ist kein gewöhnlicher Mond. Zunächst einmal ist er sehr
groß. Mit 5.250km Durchmesser reicht er fast an den Mars (6794km) heran.
Außerdem verfügt Titan über eine Atmosphäre. Das ist ungewöhnlich für einen
Mond. Noch ungewöhnlicher ist, dass Titan neben der Erde das einzige Objekt im
Sonnensystem ist, dessen Atmosphäre primär Stickstoff enthält.
Und genau da wird es interessant: es gibt sehr viele Ähnlichkeiten
zwischen Erde und Titan. Nur ist Titan fast 10 mal weiter von der Sonne
entfernt als die Erde. Außerdem lässt die dichte Titanatmosphäre wesentlich
weniger Sonnenlicht durch als die der Erde. Entsprechend kalt ist es. Die
Durchschnittstemperatur beträgt nur -179 Grad Celsius. Zum Vergleich: auf der
Erde ist es im Durchschnitt 15 Grad warm. Die Temperaturunterschiede haben
Auswirkungen: auf der Erde ist Wasser im Regelfall flüssig, auf Titan ist es
wohl nahezu immer tief gefroren und steinhart. Dafür sind Methan und Ethan flüssig. Auf der Erde sind das natürlicherweise Gase. Und
selbstverständlich laufen bei den tiefen Temperaturen auf Titan chemische
Prozesse viel langsamer ab als auf der Erde. Daher hoffen die Forscher, dass
viele der Ur-Elemente auf Titan konserviert wurden.
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Ein See auf Titan.
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Dies und die Gemeinsamkeiten zwischen Erde und Titan interessieren die
Wissenschaftler. Man vermutet, dass der Titan eine Art "tief gefrorenes
Erdmodell" sein könnte. Der Urerde ähnlich, verspricht man sich
Erkenntnisse über den Wandel der Erde zu dem Planeten, den wir heute bewohnen.
Bereits vor Missionsstart wurde beispielsweise vermutet, dass es auf Titan einen
"Wasserkreislauf" ähnlich der Erde geben könnte. Also, Seen, Flüsse, Wolken und
Regen. Selbstverständlich hier nicht mit Wasser, sondern mit Methan (und Ethan).
Diese Vermutung wurde mittlerweile bestätigt. Der Titan-"Methankreislauf" weist
große Ähnlichkeiten zur Erde auf und hilft uns, diese Abläufe besser zu
verstehen.
Es gibt noch viele andere Gemeinsamkeiten zwischen Erde und Titan. So
verfügen beide über Magnetfelder, die vor dem schädlichen Sonnenwind schützen.
Im Falle von Titan wird das Magnetfeld allerdings primär von Saturn "erzeugt",
der Schutz ist aber der gleiche. Auch gibt es auf beiden Objekten Vulkanismus.
Die Liste ließe sich sicherlich noch erweitern.
Der entscheidende Punkt aber ist: Die Wissenschaftler sind deswegen so
stark an Titan interessiert, weil er uns wahrscheinlich sehr viel über die
Entwicklung der Erde verraten kann. Er ist quasi ein ideales Labor, um
unsere eigene Welt besser verstehen zu lernen.
Weiterführende Links:
Copyright (C) 2006
Rainer Gerhards.
Aktualisierung: 2006-10-05
Bilder: NASA
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