Beim jüngsten Titan-Vorbeiflug am 9. Oktober 2006 hat die
Cassini-Sonde weitere Seen auf Titan entdeckt. Sie weisen abermals
verblüffende Ähnlichkeiten zu irdischen Seenlandschaften auf.
Bereits vor Start der Cassini-Huygens Mission hatte man
die Existenz von Seen auf Titan erwartet. Man hatte sie in der Äquatorregion
vermutet. Dort fanden man allerdings keinerlei Anzeichen davon. Erst als Cassini
am 22 Juli dieses Jahres in der Nähe des Nordpols vorbeiflog wurden Seen
entdeckt. Nun wusste man, wo man suchen musste. Folgerichtig konzentrierte man
die nächsten Vorbeiflüge auf polarnahe Regionen. Prompt wurden weitere Seen
gefunden.
Auch der Vorbeiflug am 9. Oktober fokussierte sich wieder auf
Bereiche nördlich des siebzigsten Breitengrades. Bereits einen Tag danach
vermeldete die NASA in einer Kurzmitteilung, dass "faszinierende Daten" gewonnen
worden seien (wir berichteten). In der
Nacht zum Freitag hat die NASA nun erste konkrete Ergebnisse geliefert: Auf zwei
Bildern findet man klar erkennbare Seen-Systeme abgebildet.
Das nebenstehende Bild wurde nahe dem 80. nördlichen
Breitengrad aufgenommen. Der abgebildete Bereich hat eine Grüße von ungefähr 310
auf 100 Kilometer. Links oben sieht man einen Bereich, der an irdische
Flusssysteme in Wüstenregionen erinnert. Ein prominentes Beispiel dafür ist Lake
Powell in den USA. In dem See auf der rechten Seite befinden sich vielleicht
tief ausgegrabene Täler, die wohl anschließend geflutet wurden.
Das
zweite Bild (rechts) wurde etwas weiter südlich, nahe dem 73. Breitengrad,
aufgenommen. Es zeigt ungefähr 300 auf 140km Titanlandschaft. Man hat fast den
Eindruck, hier auf die "Great Lakes" in den USA zu sehen. Beachtenswert ist der
Fluss auf der rechten Seite. Allein der abgebildete Bereich ist fast 100km lang.
Er scheint in den See zu fließen. Bei genauer Betrachtung sieht man noch weitere
Flussläufe. Einige sind bemerkenswert gerade und deuten so auf tektonische
Entstehung hin.
Das dritte Bild (links) zeigt ebenfalls Seen und lässt
Flussläufe erkennen. Die abgebildete Landschaft befindet sich jedoch in großer
Entfernung von den beiden oberen Aufnahmen. Es handelt sich nämlich um die
echten "Great Lakes" auf der Erde. Das Bild wurde absichtlich in
Schwarz-/Weißdarstellung umgerechnet, um die verblüffende Ähnlichkeit mit den
Titanbildern zu verdeutlichen.
Bei den hellen Strukturen über den Seen handelt es sich um
Wolken. Auf den Titanbildern sind, bedingt durch die Aufnahmetechnologie, keine
Wolken zu erkennen. Präsent sind jedoch auch dort - sogar in wesentlich größerer
Anzahl und Dichte.
Bei allen Ähnlichkeiten gibt es aber natürlich auch gravierende
Unterschiede zwischen dem Titan und der Erde. Auf Titan herrscht eine
Durchschnittstemperatur von -179 Grad Celsius. Dabei ist Wasser im wahrsten
Sinne des Wortes "steinhart". Die Seen sind folgerichtig auch nicht mit Wasser
gefüllt, sondern mit einer Mischung aus Methan und Ethan, die bei den dortigen
Temperaturen als Flüssigkeit vorliegen.
Man darf gespannt sein, welche weiteren Erkenntnisse der
Vorbeiflug vom 9. Oktober noch lieferte. Darüber wird man wahrscheinlich in den
nächsten Wochen und Monaten einiges mehr erfahren.
Weiterführende Links:
13. Oktober 2006 (Quelle: NASA)
Copyright (C) 2006 Rainer Gerhards.
Bilder: NASA (Bild der "Great Lakes"
bearbeitet von Rainer Gerhards)
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