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Bildspezialisten haben Farbvariationen in den diffusen Ringen
entdeckt. Diese deuten auf aktive Prozesse hin, die die Partikel
nach ihrer Größe sortieren.
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Wissenschaftler des Cassini-Teams sind auf der Spur von
fehlenden Saturn-Monden. Eine neue Beobachtung durch die Raumsonde lässt sie
vermuten, diese Monde nahe neu entdeckten Saturn-Ringen zu finden.Die
Forscher entdeckten zwei neue Ringe und bestätigten die Präsenz zweier weiterer
während einer bisher einmaligen Sonnenbedeckung durch Saturn. Die neuen
Ringe werden in Zusammenhang mit einem oder mehreren Monden gebracht, mit denen
mit denen sie ihre Umlaufbahn teilen. Außerdem wird vermutet, dass ein weiterer
Mond hinter einem dritten Ring verborgen ist.
"So wie es hier bei uns auf der Erde heißt 'Wo Rauch ist, ist auch Feuer',
heißt es im Saturn-System: 'Wo ein neuer Ring ist, ist bestimmt auch ein Mond,"
sagt Dr. Heff Cuzzi, Mitglied des Cassini-Teams am NASA Ames Research
Center, Moffett Field, USA.
Die Sonnenbedeckung fand Mitte September statt. Während dieser Zeit
stand Saturn zwischen Cassini und der Sonne. Cassini selbst befand
sich im Saturnschatten. Das Ringsystem wurde von hinten beleuchtet. Dadurch
wurden feinste, bisher noch nie gesehene Strukturen erkennbar. Ein einzelner,
schwacher Ring in den Umlaufbahnen der Mini-Monde Janus und Epimetheus wurde
entdeckt [wir berichteten]. Eine Woche später
wurde ein zweiter Ring gefunden. Er ist schmal und überlagert die Umlaufbahn des
winzigen Mondes Pallene, den Cassini bereits 2004 entdeckte. Ein dritter
und vierter Ring sind in der Cassini-Teilung (der großen Lücke in den
Saturn-Ringen) sichtbar. Seltsamerweise waren diese Ringe nicht auf den Bildern
der NASA Voyager-Sonde sichtbar.
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Cassini verbrachte am 15. September 2006 annähernd 12 Stunden im
Saturnschatten. Dabei entstanden einzigartige Bilder wie dieses
hier.
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"Wir sind auf der Spur dieser möglicherweise flüchtigen kleinen
Monde," sagt Dr. Joe Burns von der Cornell Universität. "wenn wir diese
Monde finden und erfahren, wie sie mit den Ringen interagieren, werden wir
wahrscheinlich besser verstehen, wie die Monde, und vielleicht sogar das ganze
Saturn-System, entstanden sind. "In Infrarotaufnahme von Cassini hat einer
der Ringe in der Cassini-Teilung eine ungewöhnliche Farbe und Helligkeit,
eine Eigenschaft, die er mit neuen, schwächeren Ringen wie dem F-Ring teilt.
Ähnliche Ringe finde sich auch in der Encke-Teilung oder in Saturns äußerem
A-Ring.
Saturns kleinste Monde besitzen nur eine geringe Anziehungskraft. Sie
können loses Material auf ihrer Oberfläche nicht festhalten. Wenn diese Monde
von einem sich schnell bewegenden interplanetarischen Meteoriden getroffen
werden, verlieren sie loses Material, das dann in eine Saturn-Umlaufbahn
eintritt. Dadurch wird ein diffuser Ring auf der Umlaufbahn des Mondes erzeugt.
Kollisionen kleiner Monde untereinander, oder auch größerer Felsbrocken, können
ebenfalls zu einer "Trümmerspur" führen. Beispielsweise scheint Saturns G-Ring
keinen sichtbaren Mond zu besitzen. Er kann sich gebildet haben, als genau
dieser "fehlende Mond" zerbrach.
Die ungewöhnliche Beobachtungsposition ermöglichte weitere Einblicke in
die sich wandelnde Natur der Saturn-Ringe. Auch Cassinis "visual and
infraread mapping spectrometer" zeigte klare Farbunterschiede, die auf
Unterschiede in der Zusammensetzung und in mikroskopischen Partikeln der
Cassini-Teilung, der diffusen E- und G-Ringe (außerhalb der Hauptringe) und des
D-Ringes (saturnnächster Ring) hinweisen.
"Diese kleinen Auffälligkeiten sind wie Gewürze beim Kochen - schon
eine kleine Menge des Materials kann den Charakter eines Ringes ändern," sagt
Dr. Matt Hedman von der Cornell Universität, ein weiteres Mitglied des
Cassini-Teams. Farbvariationen in den Ringen könnten bedeuten, dass Partikel
größenmäßig sortiert sind.
"Wir erwarteten Dinge zu sehen, die wir nie zuvor gesehen haben - aber wir
sind wirklich sehr verwundert über diese neuen Bilder," so Dr. Phil
Nicholson, ebenfalls an der Cornell Universität und Mitglied des Cassini "visual
and infrared spectrometer" Teams. "Die Ringe erscheinen sehr andersartig, ohne
einen Hinweis auf die üblichen Wassereis-Merkmale. Das sind Hinweise darauf,
dass endlich ein anderes Material als Wassereis in den Ringen entdeckt wurde."
"Die Hauptringe sind neutral gefärbt. Der C-Ring hingegen erscheint
rötlich und die D- und E-Ringe sind recht blau", fügt Nicholson hinzu. "Wir
verstehen noch nicht, ob diese Variationen von Unterschieden in der
Partikelgröße oder -zusammensetzung herrühren, aber es ist schön, immer 'mal
wieder überrascht zu werden."
Die neuesten Erkenntnisse der Cassini-Mission wurden gestern auf einem Treffen
der American Astronomical Society in Pasadena, USA vorgestellt. Bilder dazu sind
verfügbar unter
http://www.nasa.gov/cassini ,
http://saturn.jpl.nasa.gov und
http://ciclops.org .
Die Cassini-Huygens Mission ist ein gemeinsames Projekt der
NASA, der europäischen Weltraumagentur (ESA)
und der italienischen Raumfahrtagentur.
Weiterführende Links:
12. Oktober 2006 (Quelle: NASA/JPL)
Copyright (C) 2006 Rainer Gerhards. Die Seite basiert auf
folgender Meldung:
http://saturn.jpl.nasa.gov/news/press-release-details.cfm?newsID=698 (NEWS
RELEASE: 2006-126)
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