Die Raumsonde Cassini wird am morgigen Mittwoch dem
Saturn-Mond Titan einen weiteren Besuch abstatten. Besonderes Augenmerk wird
dabei auf Dünenformationen gelegt. Die Wissenschaftler möchten wissen, woraus
diese Dünnen bestehen.
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Künstlerische Darstellung des geplanten Vorbeiflugs.
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Die Chancen dafür dürften gut stehen. Man weiß bereits, wo sich die
Strukturen befinden. Auch wird Cassini diesmal sehr nahe an Titan vorbei
fliegen, in einer Entfernung von nur 1030km. Dies ermöglicht Aufnahmen in
höchster Auflösung. Dabei wird primär das "VIMS"-Instrument eingesetzt, das
Aufnahmen im visuellen und infraroten Licht vornehmen kann. Dieses Instrument
wurde vom Cassini-Team nach einigen Diskussionen ausgewählt, das es wohl
die besten Bilder verspricht.
Aber nicht nur nach Dünen wird gesucht. VIMS richtet seinen Blick natürlich
ganz generell auf geologische Formationen. Die anderen Instrumente sind
ebenfalls aktiv. So wird zum Beispiel auch das Magnetfeld auf der Saturn
zugewandeten Seite des Mondes untersucht. Weiterhin werden Radaruntersuchungen
aus größerer Entfernung versucht und Temperaturen (im mittleren Infraroten) gemessen. Letztere werden
regelmäßig durchgeführt. Sie sollen unter anderem helfen, jahreszeitliche
Effekte zu ermitteln.
Anders als bei den vorangegangenen Vorbeiflügen wird diesmal wieder die
Äquatorregion des Mondes betrachtet. Bei den letzten Besuchen konzentrierte man
sich auf hohe, polnahe Breiten. Dort wurden Seen vermutet und auch gefunden [wir
berichteten]. Am Äquator sind Seen eher unwahrscheinlich, dafür finden sich
aber andere interessante Strukturen - wie eben die Dünen.
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Dünenlandschaft auf Titan.
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Der Titan-Vorbeiflug wird von der Nasa als "T20" bezeichnet. Er begann
bereits am Samstag mit Steuermanövern, die Cassini auf die richtige Flugbahn
brachten. Bereits heute Abend, gegen 22:37 Uhr, beginnen die ersten Messungen -
zunächst noch aus relativ großem Abstand. In dieser Entfernung wird vor die Atmosphäre
untersucht. Morgen gegen 18 Uhr wird Cassini dann
in die äußere, sehr dünne, Schicht der Titan-Atmosphäre eintreten. Wieder
verlassen wird sie gegen 19:40 Uhr. Dabei befindet sich Cassini natürlich
keinesfalls in einer dichten Atmosphäre, vergleichbar mit einem Lufthauch auf
der Erde. Es sind vielmehr einzelne Gasmoleküle, mit denen Cassini in Berührung
kommen wird. Immerhin ist sie auch um 19:17 Uhr, zum Zeitpunkt der nächsten
Annäherung, noch 1030km vom Saturn-Mond entfernt. Der Vorbeiflug endet am 26.
Oktober gegen 6 Uhr, wenn Cassini sich der Erde zuwendet um die gewonnenen Daten
zu übertragen. Vorher sucht die Sonde noch nach Blitzen auf Titan und der
Entwicklung von Wolken.
Die Daten werden unmittelbar nach dem Vorbeiflug gesendet. Bereits um 6:26
Uhr beginnt am 26. Oktober die erste Übertragung. Für den Datentransfer
sind zwei volle Tage eingeplant. Die Daten werden von Antennen in Madrid und
Goldstone empfangen. Anschließend erfolgt die Auswertung durch die
Wissenschaftler. Es ist zu erwarten, dass wir erst mit einiger Verzögerung von
der Ergebnissen dieses Vorbeiflugs erfahren werden. Cassini hat Titan zuletzt am
9. Oktober besucht. Auch darüber ist momentan nur bekannt, dass offensichtlich
eindrucksvolle Informationen gewonnen wurden [wir
berichteten]. Entsprechend lange werden wir wohl auch auf Informationen über
den Vorbeiflug vom 25. Oktober warten müssen. Erfahrungsgemäß müssen wohl
mehrere Monate vergehen, bis die Daten analysiert und bewertet sind und uns
neue Erkenntnisse daraus präsentiert werden.
Weiterführende Links:
24. Oktober 2006 (Quelle: NASA)
Copyright (C) 2006 Rainer Gerhards.
Bilder: NASA/JPL
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