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Vor einiger Zeit hatte ich entdeckt, dass
EUMETSAT(Betreiber der Metosat-Satelliten) Satellitenbilder zur freien Verwendung ins Internet stellt. Das
hatte mein Interesse geweckt. Es wird nur eine kleine Menge der täglichen Bilder
veröffentlicht, alle drei Stunden eines. Die volle Erdscheibe wird mit einer
Auflösung von 800 mal 800 Pixeln angeboten. Für professionelle Anwendungen ist
das natürlich viel zu wenig. Aber für einen Übersichtsfilm sollte es wohl
reichen.
Meine Idee war, einen längeren Film der Wolkenbewegung zu produzieren. Auf
den eingängigen Wetterseiten findet man meist nur einige Stunden. Außerdem sind
diese Seiten stark auf Deutschland fokussiert. Man sieht dort zwar recht
gut die Bewegung der Wolken über Deutschland, kann aber meist nicht erkennen, woher
sie kommen und wohin sie ziehen. Meine Vorstellung war, einmal das globale
Zirkulationsmuster wirklich sichtbar zu machen. So hört man ja gelegentlich, dass
einige unserer Tiefdruckgebiete als Hurrikan in Florida geboren werden. Wenn dem so ist,
sollte man es nicht erkennen können? Sollte man nicht sehen, wie die Wolken von
Florida langsam nach Deutschland rüber ziehen? Das ist nicht in wenigen Stunden
erledigt. Genau deswegen
braucht man eine zeitlich lange Folge von Bildern. Und man muss hinreichend viel von der Erde sehen. Die Eumetsat Bilder waren genau richtig
dafür. Die geringe zeitliche Auflösung ist für ein solches Langzeit-Projekt
nicht wirklich störend.
Gesagt, getan. Als Informatiker habe ich mich zuerst einmal der leidigen
Arbeit des "Bilder-Abholens" entledigt. Klar, ich hätte mir jeden Tag die
Bilder vom Tage abholen können. Aber wehe, ich hätte einmal keine Zeit gehabt.
Nach spätestens drei Tagen sind die Bilder aus dem kostenlosen Angebot
verschwunden. Daher habe ich ein Programm geschrieben, das mir jede Nacht die
Bilder des jeweiligen Tages automatisch abholt. Das klappt vorzüglich. Nun war
nur noch Warten angesagt. Schließlich brauchte ich genug Tage. Ich habe am 3.
Mai 2007 begonnen. Dadurch war es mir zufälligerweise möglich, Bilder bis
einschließlich 1. Mai zu erhalten. Als ordnungsliebender Mensch (huch... ;)) war
damit klar: das erste Video sollte den Monat Mai abdecken. Floridianische
Hurrikans würde ich wohl nicht erhalten - aber wer möchte schon bis zur
Hurrikan-Saison im August/September warten... Auch so sollten Strömungen
schließlich zu erkennen sein.
Am 1. Juni war dann der große Tag gekommen: alle Bilder lagen vor. Nun musste ich die
Daten zunächst in einen Film konvertieren. Die mir zur Verfügung stehenden
Programme gaben sich dabei zunächst etwas garstig: so hatte erzeugte ich zuerst
eine Version, der den Speicherbedarf des Browsers auf über 1 GB anwachsen ließ.
Das konnte ich nun wirklich nicht ins Internet stellen. Also folgten diverse (Fehl)Versuche
und immer neue Tools. Mal war der Speicherbedarf zu groß, das nächste Mal war
die Qualität wirklich nur noch als "mies" zu bezeichnen. Zum Schluss fand ich
eine praktikable Methode, die auch keine wesentlichen neuen Anschaffungen
erforderte. Die Bilder wurden zu einem unkomprimierten Video zusammengefasst und
das wird anschließend mit einem speziellen Programm in Flash umgewandelt. Damit
kann man es auch wirklich in jedem Browser anzeigen.
Die kleine Variante sieht man hier unten. Ein Klick auf den Start-Button
bringt sie zum Laufen. Darüber hinaus gibt es noch eine
Variante in voller Auflösung. Sie
ist allerdings ca. 25MB groß und erfordert daher einen entsprechend schnellen
Internet-Anschluß (oder Geduld). Wer kann, möge sich diese "große Variante"
ansehen. Nur dort erkennt man die Strukturen der Wolken richtig gut. Um sie zu
aktivieren, folge man einfach den Links
oder klicke auf die Animation hier:
Was ich auf dem Video sehe, hat zumindest mich begeistert. Ich muss
gestehen: Wolkenbänder auf Jupiter habe ich schon mit dem Teleskop verfolgt.
Wolkenbänder auf der Erde habe ich so aber noch nie gesehen. Ehrlich gesagt habe
ich mir auch nie große Gedanken über die Luftströmungen auf der Erde gemacht.
Mir war natürlich klar, dass die globale Zirkulation, zusammen mit den sehr
wesentlichen Wasserströmungen, für die globale Energieverteilung sehr wesentlich
ist. Aber das Video hat mir die Augen erst richtig geöffnet. Vielleicht geht es
Ihnen ja auch so.
In Äquatornähe sieht man sehr schön die östlichen Passatwinde. Um die Pole
und in unseren Breiten sieht man die gegenläufigen westlichen Winde. Weiter
erkennt man, dass zwischen Äquator und unseren Breiten nur eine sehr geringe
Wolkenbildung erfolgt. Hier liegt folgerichtig der Wüstengürtel der Erde. Ich
hoffe, dass ich noch einmal Zeit finde, diese Zusammenhänge ausführlicher
darzustellen. Anhand des Videos sollte das schön gelingen - allerdings werden
sicherlich noch einige Illustrationen gebraucht.
Aber noch einmal zurück zum Video: wie erwartet, kann man durchaus
Wolkensystem aus Florida nach Europa strömen sehen. Florida selbst ist war
nicht mehr zu sehen, aber man kann ja fast bis dort schauen. Man sieht, wie
Wolken von dort kommen und immer weiter nach Norden dringen. Oft strömen Sie
dann über England, ehe sie zu uns gelangen. Ebenso sieht man, das unsere
Ostwinde im Regelfall aus lokalen Verwirbelungen stammen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Mai 2007 an meinem
Standort (bei Würzburg) ein recht sonniger und warmer Monat war. Dazu sei auch
auf die Aufzeichnungen meiner Wetterstation verwiesen:
Temperaturen im Mai 2007 in Großrinderfeld
Das Diagramm der Sonneeinstrahlung erstreckt sich jeweils über den ganzen
Tag. Daher kommt es aus offensichtlichen Gründen während der Nacht zum
vollständigen Einbruch der Einstrahlung. Alternativ hätte ich lediglich
Maximalwerte oder Tagesmittel (während der Tagesdauer) verwenden können. Meines
Erachtens nach ist die Struktur des Strahlungsverlaufes aus dem unten stehenden
Diagramm aber besser zu erkennen. Man sieht übrigens auch schön, wie Einbrüche
bei der Sonneneinstrahlung mit Temperatursenken korrespondieren.
Ein Wort noch zur Interpretation: jenseits von 80k Lux kann man getrost von
Sonnenschein ausgehen.
Sonneneinstrahlung im Mai 2007 in Großrinderfeld
Nun bleibt nur noch die Frage: wie finde ich den Großrinderfeld in diesem
wahrhaft globalen Anblick. Das ist ganz einfach, da kommt uns der Zufall zu
Hilfe. Ich wohne nahe bei 50° Nord, 10° Ost. Das genau ist als Koordinatenkreuz
in der EUMETSAT-Grafik eingezeichnet:
Ein Astro-Kollege meinte "Jetzt weiß ich auch, wie ein Beobachter auf dem
Mars die Erde sehen würde". Ich finde diesen Gedanken sehr interessant.
Allerdings gibt es dabei noch Besonderheiten: vom Mars aus gesehen hat die Erde
nämlich Phasen (wie der Mond). Ich habe dazu eine weitere Animation erstellt.
Auf der kann man sehen, wie sich das Bild der Erde für den Mars-Betrachter
ändert. Bitte einfach dem Link "Erde von
Mars aus gesehen" folgen.
Ich hoffe, das der Film (und vielleicht auch meine Ausführungen) interessant
sind. Für Fragen und Anregungen bin ich gerne zu haben. Man nutze dazu bitte das
Forum. Ich habe dort einen entsprechenden
Diskussionsthread
eingerichtet (man folge einfach dem
Link). Sofern es
meine Zeit erlaubt, möchte ich das Thema gerne weiter vertiefen, auch in einer
neuen Version hier im Web. Auch deswegen würde ich mich sehr über Anregungen
freuen.
Es sind jetzt auch Animationen für weitere Monate verfügbar: