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Meine Position zu den "Pro-Astro" Initiativen...

Written by Rainer Gerhards on 2006-12-27 at 16:52.

Zur Förderung des astronomischen Unterrichts haben sich in verschiedenen Bundesländern einige "ProAstro"-Initiativen gebildet. Da ich mich in diesem Umfeld häufiger zu Wort melde, möchte ich in diesem Papier hier meine Position darlegen.

Auch wenn in den momentan für mich relevanten Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg momentan keine solche "ProAstro"-Initiative existiert, begrüße ich die Bewegung eindeutig. Meine Grundmotivation habe ich in dem Papier "Warum Kinder an die Astronomie heranführen" dargelegt. Jede Initiative, die das astronomische Interesse der Kinder fördert, ist begrüssenswert. Ich hoffe, jedoch, dass sich die ProAstro-Initiativen nicht hauptsächlich der Verankerung des Astronomie als Schulfach in der Sekundarstufe verschreiben. Dies könnte durchaus der Fall sein, da die Grundidee der Initiativen auf die Verhinderung der Abschaffung des Astronomie-Unterrichts in einigen östlichen Bundesländern zurück geht. Astronomischer Unterricht in der Sekundarstufe ist natürlich erstrebenswert, aber eine Fokussierung nur darauf erscheint mir persönlich zu kurz gegriffen. Ich verspreche mir von den Initiativen folgendes:

  • Förderung des astronomischen Interesses (und natürlich auch des Wissens) im gesamten Entwicklungsprozess eines Kindes: von der Vorschule (Kindergarten und vorher) über Grundschule bis in die weiterführenden Schulen. Hierzu gehört explizit auch politische Lobby-Arbeit.
  • Förderung des astronomischen Wissens bei Lehrern (nur was ich selbst verstehe kann ich auch vermitteln)
  • Schaffung von
    • einer zentralen Anlaufstelle für Fragen aller Art aus diesem Umfeld
    • didaktisch wertvollem, kostengünstigen (möglichst freien) Materials (hierunter kann auch der Aufbau von Online-Seminaren zwecks flächendeckender Versorgung fallen)
    • Aufbau eines bundesweiten Referentenpools, an den sich Bildungseinrichtungen zwecks Vorträgen, Sternführungen und sonstigen Aktivitäten wenden können. Die Referenten sollten kostengünstig, möglichst ehrenamtlich, aktiv sein. Zum Aufbau eines solchen Pools gehört nicht nur das Finden geeigneter Referenten, sondern auch die Schulung derselben.
  • Ausweitung der Öffnung von astronomischen Forschungseinrichtungen auch für Kinder (Tage der offenen Tür, Beobachtungsmöglichkeiten, Führungen - Zielsetzung: Motivation erhöhen).
  • Ausrichtung von Wettbewerben,  die Kinder aller Altersklassen zur Beschäftigung mit Astronomie anregen.
  • Ermöglichung eines Austauschs aller an diesem Thema interessierten Personen mittels Internet-Angeboten und auch persönlichen Treffens sowie anderer geeigneter Angebote
  • Vernetzung und Kooperation mit allen mit dem Thema befassten nationalen und internationalen Organisationen
  • Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für das Thema

Meine Wunschvorstellung gehen wahrscheinlich weit über das von den Initiativen selbst Angedachte hinaus. Aber das muss mich ja nicht abhalten, auch ein wenig zu träumen. Um die Ziele, oder auch nur einen Teil davon, zu erreichen, erscheint mir Folgendes wichtig:

  • Wir dürfen uns nicht einseitig nur auf die Einführung eines Curriculum-Faches "Astronomie" ausrichten. Dies gilt natürlich nicht dort, wo das Fach bereits besteht und seine Abschaffung verhindert werden soll. Aber selbst dort sollte es nicht das einzige Ziel sein. Wir dürfen uns der Erkenntnis nicht verschließen, dass das Schulsystem heute unterfinanziert ist und auch an diversen anderen Defiziten leidet. Ein eigenes Curriculum-Fach dürfte daher nur sehr langfristig durchzusetzen sein. Außerdem ist es natürlich nur an den weiterführenden Schulen überhaupt sinnvoll durchsetzbar. Das würde aber den aus meiner Sicht immens wichtigen Grundschulbereich (und auch den Kindergarten) wieder ausschließen. Ich persönlich kann auch sehr gut mit einer Integration des Astronomie-Unterrichts in andere naturwissenschaftliche Fächer leben. Wichtig ist aber, dass Astronomie ernsthaft vermittelt wird - und nicht nur als "Feigenblatt" herhalten muss. Gerade durch seinen fächerübergreifenden Charakter und seine motivierenden Fragestellungen ist es meiner Meinung nach möglich, die Schüler während Ihrer gesamten Schullaufbahn mit astronomischen Fragestellungen in Verbindung zu bringen, ohne dazu ein eigenes Fach zu begründen.
  • Förderung der Astronomie auch im außerschulischen Bereich. Gerade das Engagement von Volkssternwarten, Planetarien aber auch einzelnen Amateuren ist sehr wichtig für die Weckung des Interesses.
  • Wir sollten uns pragmatischen Lösungen öffnen. Ich persönlich halte das "Jetzt" und "Schnell" für wichtiger als Jahr(zehnte)lange Grundsatzdiskussionen. Wir können sicherlich mit persönlichem Engagement und der Schaffung einer zentralen Anlaufstelle (und entsprechendem Material - s.O.) bereits heute sehr viel erreichen. Warum also zögern?
  • Keine Zersplitterung nach Bundesländern! Selbstverständlich (warum eigentlich?) unterliegt die Bildungshoheit der bundesdeutschen Kleinstaaterei, pardon, dem Föderalismus, und ist somit Ländersache. In diesem Sinne müssen natürlich alle direkt an die Kultusministerien gerichteten Aktionen auf Landesebene erfolgen. Von daher sind regionale Initiativen zwingend erforderlich. Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der überwiegende Anteil der Aufgaben durchaus bundesweit angegangen werden kann. Gerade im Hinblick auf die Erlangung einer hinreichenden Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ist dies meiner Meinung nach sogar zwingend erforderlich. In diesem Sinne halte ich die Bildung einer bundesweiten Initiative für immens wichtig.
  • Einbindung möglichst vieler bereits etablierter Organisationen. Vor allen Dingen die VDS als größter deutscher Verband erscheint mir wichtig. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das VDS-Jugendreferat VEGA sich wirklich als bundesweite Interessenvertretung versteht. Ich meine hier einen stark regionalen Bezug zu verspüren, der sich meines Erachtens auch in der (neuen, zustäzlichen?) Namengebung ProAstro-Berlin ausdrückt. Hier wäre sicherlich ein Dialog sinnvoll. Erstrebenswert erscheint mir auch die Einbindung der großen deutschsprachigen Astronomie-Foren. Und auch eine Ansprache der Lehrerverbände wäre sicherlich sinnvoll.
  • Wir müssen das Thema auch unter uns Amateurastronomen bekannt machen. Jeder Einzelne hat die Möglichkeit, hier eine wichtige Rolle zu spielen. Aber auch dazu müssen die Leute entsprechend motiviert werden - zuallermindest muss man es wissen ;)

Ich kann mir natürlich noch eine ganze Menge von sinnvollen Maßnahmen denken, vor allem auch im Bereich der Pressearbeit. Voraussetzung dafür ist aber zunächst einmal eine "funktionierende" Bundesinitiative. Daher habe ich mich mit weiteren Details zurück gehalten.

Ich hoffe, meine Zielvorstellungen und Umsetzungsvorschläge sind ein nützlicher Beitrag zur aktuellen Diskussion. Ich verbinde sie mit dem Wunsch, möglichst greifbare Ergebnisse für die Förderung von Kindern und Jugendlichen zu erreichen.

Für weitere Anregungen bin ich sehr dankbar. Man sende mir einfach eine Mail an rgerhards@adiscon.com.

Copyright (C) 2006 Rainer Gerhards
Stand: 2006-12-27


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