Nach über einem Jahrzehnt faszinierender Entdeckungen steht das
Hubble-Weltraumteleskop vor einem wohlverdienten Neuanfang. Heute gab
NASA-Administrator Michael Griffin grünes Licht für eine Shuttle-Mission zur
Reparatur und Nachrüstung des im All betriebenen Observatoriums. Damit hat die
Zitterpartie um das Weltraumteleskop vorerst ein positives Ende gefunden.
Das von der NASA und der ESA entwickelte Weltraumteleskop Hubble zeichnet
sich durch gestochen scharfe Bilder und aufregende Entdeckungen aus, die vom
wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet einen beispiellosen Einfluss auf
unsere Weltanschauung und unser Verständnis des Universums ausüben. Hubbles
unschätzbare Beiträge zur wissenschaftlichen Forschung und zur Entwicklung der
Menschheit waren jedoch nur dank der regelmäßigen Nachrüstung und Verbesserung
seiner Instrumente möglich.
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Das Hubble-Weltraumteleskop
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Der Einsatz des US-Space Shuttles bei dieser fünften Wartungsmission
unterstreicht, welch wichtige Rolle die Astronauten bei der Verlängerung der
Einsatzdauer des Weltraumteleskops und der Erhöhung seiner wissenschaftlichen
Leistung spielen. Seit dem Verlust der Columbia im Jahr 2003 absolvierte das
Shuttle drei erfolgreiche Missionen und konnte somit bestätigen, dass durch die
vorgenommenen Verbesserungen die hohen Sicherheitsanforderungen für das
Raumfahrzeug und seine Mannschaft nun erfüllt sind.
„Die wissenschaftlichen Möglichkeiten, die uns ein Gerät wie Hubble bietet, sind
grenzenlos“, so ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood. „Dank Hubble sind wir
in der Lage, unseren Ursprung zu erforschen. Wir alle sollten stolz darauf sein,
dass Europa einen Beitrag zu diesem Vorhaben leistet und jeder von uns auf
gewisse Weise an dessen Erfolg teilhat.“
Die Wartungsmission wird nicht nur dafür Sorge tragen, dass Hubble
voraussichtlich noch weitere zehn Jahre einsatzfähig bleibt, sondern auch seine
Kapazitäten in Schlüsselbereichen erheblich steigern. Diese viel beachtete
Mission ist für 2008 geplant und sieht mehrere Außenbordeinsätze vor.
Bei der Nachrüstung werden zwei neue wissenschaftliche Instrumente installiert:
ein Spektrograph zur Erforschung des Ursprungs des Kosmos und die
Weitwinkelkamera Nr.3. Beide Instrumente verfügen über hochmoderne Sensoren, die
das Entdeckungspotential von Hubble erheblich steigern und die Beobachtung der
lichtschwachen jüngsten Sterne und Galaxien im Universum ermöglichen werden.
Dank dieser bahnbrechenden Verbesserung seiner wissenschaftlichen Kapazitäten
wird das Weltraumobservatorium auch weiterhin in der Lage sein, in die größten
Tiefen des Weltraums vorzudringen und atemberaubende Phänomene zutage zu
bringen.
„Hubble trägt heute mehr als je zuvor zur wissenschaftlichen Forschung bei. Die
Astronomen beantragen fünfmal mehr Beobachtungszeit, als ihnen zur Verfügung
steht”, so Bob Fosbury, Leiter der Europäischen Hubble-Koordinierungsstelle.
"Die neuen Instrumente werden uns völlig neue Perspektiven des Universums
eröffnen. Für die kommenden Jahre sind spektakuläre Beobachtungen geplant, die
einige der faszinierendsten jemals in Augenschein genommenen physikalischen
Phänomene umfassen: Erforschung von um andere Sterne kreisenden Planeten, nähere
Untersuchung des Ursprungs unserer Milchstraße und insbesondere Erlangen
tieferer Erkenntnisse über die Evolution unseres Universums."
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Bilder wie dieses haben Hubble berühmt gemacht. Man
sieht die Whirlpool-Galaxie (M51).
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Ungefähr zum selben Zeitpunkt, an dem das Space Shuttle zu seiner
Wartungsmission aufbricht, wird die ESA das Herschel-Weltraumteleskop mit dem
größten jemals im All eingesetzten Spiegel starten. Diese Mission der ESA wird
unter Beteiligung der NASA durchgeführt und ergänzt Hubble bei der Erfassung des
Infrarotspektrums.
Anstatt Hubble und seine alternden Instrumente sich selbst zu überlassen, erhält
das Weltraumteleskop nun eine wohlverdiente neue Leistungsspritze. In der
Hoffnung, dass Hubble auch künftig mit weiteren Entdeckungen zur Aufklärung der
Geheimnisse des Universums beitragen wird, werden die Astronauten die fünfte
Reise zum weltweit leistungsstärksten Observatorium für sichtbares Licht
antreten, um dessen Einsatzdauer und wissenschaftliche Leistung zu erhöhen.
Der Start von Hubbles direktem Nachfolger, dem in Zusammenarbeit zwischen der
ESA, der NASA und der Kanadischen Raumfahrtagentur (CSA) entwickelten
James-Webb-Weltraumteleskop (JWST), ist für 2013 geplant. Die heute beschlossene
fünfte Wartungsmission wird den Zeitraum zwischen dem Abschluss der
Hubble-Mission und dem Beginn der JWST-Mission verkürzen.
Quelle: ESA
Copyright (C) 2006 Rainer Gerhards
Bilder: NASA, ESA, S. Beckwith, the Hubble Heritage Team
Letzte Aktualisierung: 2006-11-06 | |