Normalerweise sind die Planeten recht weit voneinander am Himmel entfernt. Zu
seltenen Zeiten kommen sie sich aber sehr nahe. Dann stehen sie von uns aus
gesehen zufälliger Weise in genau der gleichen Richtung am Himmel. So war es mit
Jupiter und Saturn zur Zeit von Christi Geburt. Das folgende
Bild zeigt den Blick auf unser Sonnensystem, so wie man es damals von einem weit
entfernten Raumschiff aus gesehen hätte:

Das Bild wurde mit einem englischsprachigen Programm gemacht, daher steht das "Sun"
anstelle von "Sonne" und "Earth" anstelle von Erde. Wie man sieht, stehen
Jupiter und Saturn fast in einer Linie mit der Sonne. Daher erscheinen sie am
Himmel nahe beieinander. Wenn sie sich jetzt auf ihrer Bahn um die Sonne weiter
bewegen, gehen sie wieder auseinander. Da die Erde sich aber auch weiter dreht,
kann sich ein interessanter Anblick am Himmel ergeben. Eben genau so, wie wir
das oben in dem Bild vom Weihnachtsstern gesehen haben.
So, jetzt haben wir genug Wissen, um zu verstehen, was damals passiert sein
könnte. Zunächst einmal ist die Frage zu klären, wieso die Weisen überhaupt auf
die Idee gekommen sind, dass in Israel ein neuer König geboren wurde. Man
vermutet, dass es sich bei den Weisen um Astronomen aus Babylon gehandelt hat.
Die Babylonier haben den Himmel sehr aufmerksam beobachtet und kannten sich in
der Astronomie gut aus. Bei ihnen standen die Planeten für babylonische Götter.
Der Jupiter war sehr wichtig. Er wurde als "Königsstern" angesehen. Der Saturn
wurde als Herrscher über Israel angesehen. Das Sternbild der Fische hatte auch
eine besondere Bedeutung: es stand für das Land Palästina. Im Jahre 7 vor
Christus gab es nun eine besondere Konstellation am Himmel: Jupiter und Saturn
begegneten sich dreifach am Himmel - und das auch noch im Sternbild der Fische.
In einer Simulation sieht das so aus:

Auch hier gibt es wieder
ein Video, das
die Konstellation noch ein wenig ausführlicher zeigt. Dort ist zu Beginn ein
besonders heller Stern zu sehen. Das ist unsere Sonne (um die Bewegung von
Jupiter und Saturn zu verdeutlichen, habe ich die Simulation auch während des
Tages durchlaufen lassen - mit dem Computer kann man so etwas).
Man vermutet, dass die Babylonier das wie folgt interpretierten: Der
"Königsstern" (Jupiter) begegnet dem "Stern" der Israeliten (Saturn)
gleich dreifach in dessen eigenem Land (Sternbild der Fische). Das konnte für
die Weisen wohl nur auf die Geburt eines neuen Königs von Israel hindeuten. Als
sie das erkannten, haben sie sich auf die Reise nach Jerusalem aufgemacht. Die
Juden haben dieses Himmelszeichen dagegen nicht bemerkt, weil es nur auffiel,
wenn man den Himmel genau beobachtete. Und da die Juden damals dem
Himmelsgeschehen wenig Beachtung geschenkt haben, fiel es ihnen gar nicht
auf. Damit wäre dann auch die Verwunderung von Herodes zu verstehen - genauso
wie die Tatsache, dass er sich bei den "Weisen aus dem Morgenland" erst
erkundigen musste, was denn das für ein Stern sei. Anders als bei einem Kometen
oder einer Supernova also eine ganz einleuchtende Erklärung. Damit wäre eine
plausible Erklärung gefunden, warum die Weisen überhaupt nach Jerusalem kamen.
Aber warum gingen sie nach Bethlehem? Laut Bibel war daran vor allem Herodes
"schuld":
Und sie [die jüdischen Schriftgelehrten] sagten ihm
[Herodes]: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den
Propheten: [Matthäus 2,5]
und [Herodes] schickte sie [die Weisen aus dem Morgenland]
nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein;
und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, daß auch ich komme und es
anbete. [Matthäus 2,8]
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