01.08.2017, 20:00 Uhr
Hauptmenü
|--> Infos
|--> Forum
|--> Fotos


Sprachwahl
Sprache auswählen:




Online
Aktuell 1 Gast und 0 registrierte Benutzer online.

Anmeldung

Anmeldung




 




Einstieg in die Astronomie mit dem Fernglas

Verfasst von Rainer Gerhards am 31.10.2006 um 18:31 Uhr.

(Seite 2 von 3)

Einige Astro-Kollegen weisen allerdings zu Recht darauf hin, dass es sinnvoll sein kann, direkt etwas mehr auszugeben. Im Bereich von 50 bis 100 Euro finden sich gute Zeiss, Nikkon oder andere Qualitätsgläser bei diversen Online-Auktionsplattformen. Auch bieten viele Astronomie-Händler in diesem Preisbereich sehr brauchbare Gläser an. Gleiches gilt oft auch für den heimischen Optiker. Bei Teleskopen bin ich sehr skeptisch gegenüber nicht auf Astronomie spezialisierten Optikern, bei Ferngläsern sollte aber eigentlich jeder vernünftige Optiker auch eine brauchbare Beratung leisten. Bleibt die Frage, warum man direkt ein teureres Glas kaufen sollte. Die Antwort ist, dass man dann wahrscheinlich ein "Glas für's Leben" erstanden hat. Bei einem Billig-Glas steht irgendwann sicherlich einmal die Ablösung an. Aber, wie gesagt: auch mit dem billigen Glas kann man sicherlich gerade als Einsteiger sehr lange auskommen. Und wenn man noch nicht so recht weiß, ob man an der Astronomie gefallen findet oder ein kleines Budget hat, dann ist man auch mit dem Billig-Glas gut beraten. Entscheidet man sich für den Discounter, sollte man ruhig mehrere Gläser auspacken und durchschauen. Gerade bei den billigen Ferngläsern gibt es eine breite Serienstreuung. Da zahlt es sich aus, einige Gläser durchzuprobieren. Man nehme das, was einem persönlich den besten optischen Eindruck vermittelt.

Wichtig noch zu billigen (oder preiswerten? ;)) Zoom-Gläsern: eine hohe Vergrößerung erfordert eine besonders gute Justierung der Optik. Gerade die ist beim billigen Gerät nicht unbedingt gegeben. Auch das ist ein Grund, bei Zoom-Gläsern nur die niedrigste Vergrößerung zu wählen.

Egal ob billig oder teuer: Das kleine Fernglas gestattet den Blick auf wesentlich mehr Sterne als das bloße Auge. Im kleinen Wagen sieht man viele Sterne beispielsweise nur dann, wenn man über einen halbwegs dunklen Himmel verfügt. Im Fernglas erkennt man meist alle. Mit dem Fernglas kann ich mir also die Sternbilder mit allen Ihren Sternen besser einprägen.

Ein Vorteil des Fernglases ist, dass man nur noch einen deutlich kleineren Himmelsausschnitt (das Gesichtsfeld) sieht also mit bloßem Auge. Das ist deswegen ein Vorteil, weil man sich an diese kleinen Ausschnitte gewöhnen muss. Das Gesichtsfeld im Teleskop ist noch wesentlich kleiner. Im Fernglas hat man noch einen vergleichsweise großen Überblick. Manche Objekte (z.B. die Plejaden) kann man sogar nur im Fernglas in voller Pracht bewundern. Das Gesichtsfeld des Fernglases entspricht annähernd dem des Suchers ("vernünftige" Sucher haben z. B. 8x50 oder 9x50 - 6x30 oder ähnliches taugt nur zum Suchen, nicht aber zum Finden ;)). Durch die Benutzung des Fernglases gewöhnt man sich also bereits an den Anblick, den man später im Sucherfernrohr haben wird. Ich halte das für einen entscheidenden Vorteil. Es erspart einem auch jede Menge Frust, sonst steht man dann zum ersten Mal mit dem eigenen Teleskop draußen und findet als Sucher-Ungeübter nichts. Ich selbst habe übrigens nicht mit dem Fernglas angefangen und kenne diesen Frust daher nur zu gut. Nach meinen ersten Misserfolgen bin ich nur mit dem Sucher bewaffnet "über den Himmel spaziert" und habe dabei Gesichtsfeld und Navigation mit dem Sucher gelernt. Beides hätte ich auch schon mit dem Fernglas üben können - wenn ich nur damit angefangen hätte.

Womit wir beim zweiten Punkt sind: man kann eben auch die Navigation, "Starhopping" genannt,  mit dem Fernglas erlernen. Dabei geht es darum, das man sich von Stern zu Stern "hangelt", um zu einem bestimmten Punkt im Himmel zu gelangen. Das muss man z.B. machen, um alle Sterne eines Sternbilds im Fernglas zu sehen. Denn Sternbilder nehmen sehr viel mehr Platz am Himmel ein, als im Gesichtsfeld des Fernglases zur Verfügung steht. Starhopping hört sich einfach an, will aber geübt sein. Sonst findet man sich nämlich schnell in Himmelsregionen wieder, in die man gar nicht wollte (auch hier spreche ich aus Erfahrung ;)). Es ist ein tolles Erfolgserlebnis, wenn Starhopping mit dem Fernglas auf einmal funktioniert (und zwar wiederholbar und an verschiedenen Objekten). Wenn man es erst einmal beherrscht, kann man sich auch an hellere Deep-Sky Objekte heran trauen. Auch die erkennt man im Fernglas, zumindest als verwaschene Nebelflecken. Diese Objekte zu finden macht sehr viel Spaß. Und später am Teleskop weiß man, wonach man im Sucher Ausschau halten muss. Ein weiteres tolles Objekt für das Fernglas ist der Mond. Dort lassen sich bereits viele Details erkennen. Nicht so toll sind Planeten. Am ehesten kann man Jupiter samt den galileischen Monden betrachten. Das ist es dann aber auch schon gewesen. Am Planeten ist Vergrößerung wichtig und die bietet das Fernglas nicht. Ich persönlich finde es unergiebig, mit dem Fernglas auf Planetenjagd zu gehen.

Wie man sieht, kann man also alles außer Planeten schon sehr gut mit dem Fernglas beobachten. Neben der Übung bringt das Fernglas dem angehenden Hobby-Astronomen aber noch etwas weiteres Wichtiges mit: es hilft, die eigene Begeisterung für Astronomie zu prüfen. Leider sind die Gerätschaften (Teleskope, Okulare, ...) nicht gerade billig. Bevor man "so richtig" zulangt, sollte man also schon wissen, ob man sich voraussichtlich dauerhaft für Astronomie interessiert. Viele Einsteiger denken bei "Astronomie" an hoch auflösende Hubble-Bilder. Das ist gar nicht verwunderlich. Schließlich sind solche Bilder sogar in der Werbung für billigste Kaufhaus-Teleskope zu finden. Wer Hubble-Qualität erwartet, wird beim ersten Blick durchs Teleskop bitter enttäuscht sein. Denn das, was man dort sieht, liegt näher an dem Bild im Fernglas als an Hubble. Nebel bleiben nebelig, ein richtig buntes Farbmeer wird man mit eigenen Augen im eigenen Teleskop wohl eher selten sehen. Auch die feinen Strukturen in vielen Galaxien sieht man erst nach viel Übung und mit entsprechend großem (und teueren!) Gerät und dunklem Himmel.


Seite: < 1 2 3 >

Drucken | Senden | Hits: 20703
Nur angemeldete Benutzer dürfen Kommentare verfassen. Zur Registrierung/Anmeldung


:: RSS Feed: ::
Page created in 0.242658853531 seconds.

Ferientips - das Urlaubsweb - Jan Gerhards - Ulrike Gerhards - Ulrike Gerhards Foto Site